X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

Der Saga Vierter Teil

Seit nunmehr 50 Jahre scharen sich die mutierten Superhelden um ihren Mentor Professor X. Den Durchbruch in den Mainstream schaffte die illustre Truppe zwar erst Mitte der 1980er Jahre. Inzwischen sorgen die aus dem von Stan Lee und Jack Kirby begründeten Marvel-Universum stammenden Actionhelden jedoch für eine zeitgemäße Renaissance der Superheldenkultur in Hollywood. “X-Men: Zukunft ist Vergangenheit” ist nun der vierte Teil der Serie, die Bryan Singer mit “X-Men” im Jahr 2000 ins Leben rief. Zählt man die Wolverine-Streifen hinzu, weist die Serie sogar sieben Teile auf. Produziert von 20th Century Fox, durfte sich Singer erneut auf der Leinwand austoben. Der Kinostart verlief wie üblich kommerziell erfolgreich.

Mutanten gegen die Superroboter

Superhelden haben es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn sie in einer dystopischen Zukunft von technologisch hochentwickelten Robotern gejagt werden. Die erstaunlich wandlungsfähigen Sentinels verfügen nämlich ebenfalls über Superkräfte. Sie erkennen die Genstruktur der Mutanten wie die Katze den Goldfisch an der Farbe. Die übermächtigen Roboter lassen sich nur unter großen Mühen abwehren. Was liegt da näher, als in die Ursprungzeit ihrer Entstehung zurückzureisen, um ihre Konstruktion an der Wurzel auszumerzen. Die Reminiszenzen an “Terminator” sind offensichtlich.

Der Plan

Shadowcat (Ellen Page) verfügt hoffnungsfroher Weise über die Fähigkeit den Geist einer Person in die Vergangenheit zu schicken, was aber enorme psychische Strapazen für den Zeitreisenden bedeutet. Entsprechend wählt man den coolsten und belastbarsten Helden, Wolverine (Hugh Jackman), um die Kräfte zehrende Reise in die Vergangenheit anzutreten. Wolverines Geist wird erfolgreich in den Körper seines jüngeren Ichs aus dem Jahre 1973 transplantiert. Dort trifft er unter anderem auf einen sehr jungen Charles Xavier (James McAvoy) sowie dessen ebenfalls noch sehr frische Nemesis Erik Lehnsherr alias Magneto (Michael Fassbender). Während der jugendliche Professor X mit Selbstzweifel ringt, sitzt Magneto, wie könnte es anders sein, mal wieder ein. Er muss befreit werden, um der Roboterrevolte der Sentinels im Vorhinein die Luft herauszulassen. Die Befreiung Magnetos ist ein klarer Job für den blitzgeschwinden Quicksilver (Evan Peters). Magneto wird nebenbei bemerkt die Ermordung Kennedys zur Last gelegt, was den Verschwörungstheorien um den ermordeten Präsidenten eine ganz neue Wendung gibt.

Zwietracht im Mutantenlager

Währenddessen gibt es von Mystics (Jennifer Lawrence) Seite ganz eigene Pläne. Die Gestaltwandlerin möchte gleich den Entwickler der Sentinels, Bolivar Trask (Peter Dinklage) umbringen, wozu sie sich der Hilfe einiger Mutanten-Vietnam-Veteranen zu bedienen hofft. Da die beiden Mutantenlager sich nicht auf einen Masterplan einigen können, kommt es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung, die wiederum Wasser auf die Mühlen des Sentinel-Programms gießt, das ja ursprünglich dem Schutz vor amoklaufenden Mutanten dienen sollte. Der eigentlich wohlmeinende Wissenschaftler Trask erhält Unterstützung von Präsident Nixon (Mark Carmacho), während sich die X-Men des Jahres 2023 auf den finalen Opfergang vorbereiten. Nixon, wir wussten es immer, entpuppt sich als Mystic und ja, es gibt wie üblich ein Happy End. Ganz großes Action-Kino eben, aber mehr wird hier aber nicht verraten.

Sind wir nicht alle ein bisschen X-Men?

Der Film lebt nicht zuletzt vom Zeitkolorit der 1970er Jahre, für geschichtlich Bewanderte wohl vertraute Anspielungen an die Vietnamära und das damalige Polittheater runden den Gesamteindruck ab. Professor X, Magneto und Wolverine gewinnen durch den neuesten Film der Reihe weitere Vielschichtigkeit, wodurch sie uns einmal mehr ans Herz wachsen. Ein Supermutant sein bedeutet trotz aller historischen Anspielungen in der Post-Moderne mit all ihren Widersprüchlichkeiten anzukommen. Ähnlich wie unsere Helden leben wir alle in einer multikulturellen Einheit der Vielfalt. Die moralischen Entscheidungen, die dabei anstehen, sind komplex aber überschaubar, im Film wohlgemerkt. Nicht alle gewählten Wege führen gleichermaßen zum Erfolg und Konflikte sind vorprogrammiert. Das kennen wir aus der eigenen Familie, der Teambesprechung oder der WG-Küche, wenn es um den Frühjahrsputz geht. Wir identifizieren uns mit den Superhelden, nicht weil sie Superkräfte haben und wir uns solche wünschen. Das wäre zu billig. Wir fühlen uns den Mutanten nahe, weil sie trotz aller Übernatürlichkeit Individuen wie wir sind: wir alle sind irgendwie auch oft ein bisschen anders und haben unsere individuellen Stärken und Schwächen, ganz wie unsere Helden. Und das verbindet eben.

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